Erster Heckenpflegetag im Landkreis Berchtesgadener Land.

Gemeinsame Veranstaltung von Landschaftspflegeverband Biosphärenregion Berchtesgadener Land e.V. (LPV) und Wildlebensraumberatung am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Traunstein (AELF)

Über 30 Teilnehmer aus dem Bereich der Landwirtschaft und den kommunalen  Bauhöfen begrüßte LPV-Vorsitzender Anton Kern im Gasthaus Lederer zu einer Fortbildung zur Heckenpflege und moderierte über den Tag.

Die Idee zu dieser erstmals im Landkreis angebotenen Veranstaltung hatte der Landschaftspflegeverband und die Wildlebensraumberatung gemeinsam entwickelt. Saaldorf-Surheims Bürgermeister Andreas Buchwinkler betonte in seinem Grußwort die Hecke als wichtigen Lebensraum und prägendes Element in der bayerischen Kulturlandschaft, welches einer regelmäßigen Pflege bedarf.

Anschließend stellten sich die beiden Wildlebensraumberater Regina Bernhart und Franz Gmaindl vom AELF Traunstein dem Publikum vor und gaben abwechselnd Einblicke in ihre Arbeiten. Die Wildlebensraumberatung hat das Ziel, die Artenvielfalt auf den Acker- und Grünlandflächen zu erhalten und zu steigern. Die Beratung der Landwirtinnen und Landwirte ist kostenlos und freiwillig. In erster Linie eignen sich Flächen, die ohnehin nicht effizient bewirtschaftbar sind, wie zum Beispiel stark hängige oder kleine Flächen, nasse oder sehr trockene Standorte aber auch Gewässerrandstreifen oder Waldränder. Unzählige Maßnahmen wie zum Beispiel das artenreiche Grünland, Blühflächen oder Zwischenfrüchte sind möglich. Hecken bieten einen Lebensraum für Pflanzen und Tiere, schaffen Vernetzungen von Lebensräumen, schützen den Boden vor Erosion und sind prägende Strukturen, die unser Landschaftsbild so wertvoll machen. Hier sei angemerkt, dass Hecken in der Landschaft nichts mit der Gartenhecke im Siedlungsbereich gemein haben. Kleinstlebensräume wie Totholz- und Steinhaufen lassen sich in Hecken gut integrieren. Ziel ist es, die Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter zu unterstützen und gleichzeitig die Vielfalt der Pflanzen und Tiere zu erhalten und zu fördern.

Dass Hecken zu den ökologisch wertvollsten Biotopen der Kulturlandschaft gehören und Brennpunkte der Artenvielfalt darstellen, veranschaulichte Peter Sturm, Dipl.-Biologe an der Bayerischen Akademie für Naturschutz- und Landschaftspflege (ANL) anhand eines lebendigen Impulsvortrages zur Ökologie der Hecken. 10 wichtige Hecken-Regeln, die beim Pflegen und Pflanzen zu beachten sind, wurden vorgestellt – darunter auch die Wichtigkeit der Verwendung von autochthonem, einheimischen Gehölze – denn nur dieses biete den rund 7000 (!) Tierarten in Hecken als Nahrungs- und Lebensraum, Jagdrevier und Fortbildungsstätte.

Grundsätzliches zu Förderkriterien und Antragstellung über Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen (AUMK) bei der Pflege von Hecken und Feldgehölzen brachte Marianne Hörl vom AELF auf den Punkt und verwies auf den gesetzlich geregelten Schnittzeitraum vom 1. Oktober bis zum 28. Februar für jeweils kleine Pflegeabschnitte über Jahre hinweg. Fördergelder zur Heckenpflege seien bis dato nicht vollumfänglich ausgeschöpft worden und stünden auch für die nächste Periode zur Verfügung.

Weitere Nutzung einer Fördermöglichkeit kam anschließend von Susanne Thomas, LPV-Geschäftsführung. Sie stellte die Aufgabenschwerpunkte eines Landschaftspflegeverbands vor und erwähnte bei Neupflanzungen von Hecken die Möglichkeiten zur Förderung über Landschaftspflege- und Naturparkrichtlinien (LNPR). Details der Voraussetzungen wurden anhand des erfolgreichen Biosphären-Hecken-Pflanzprojekts veranschaulicht, wobei auch aktuelle Probleme, wie die teils schwierige Beschaffung von autochthonem, einheimischen Gehölz in ausreichender Artenvielfalt für den Talkessel ebenfalls zur Sprache kam. Der LPV bemühe sich hier laufend durch Markterkundung bei geeigneten Baumschulen und anhand von Gesprächen mit der Erzeugergemeinschaft auf den Bedarf aufmerksam zu machen um zukünftig alle gewünschten Wildhecken im Landkreis umsetzen zu können.

Zum Abschluss des Vormittags gab Melanie Tatzmann, Organisatorin des Heckenpflegetags und Mitarbeiterin des LPV, Einblicke in ein Konzept zur KULAP Förderantragstellung und erklärte die Pflanzenzusammenstellung anhand eines Biosphären-Hecken-Pflanzplans.

Nach der Mittagspause ging es von der Theorie in die Praxis. Die Teilnehmer trafen sich bei strahlendem Sonnenschein an einer Wildhecke in Seethal, welche seit 2018 im Auftrag des LPV über KULAP Fördermaßnahme B49 gepflegt wird. Erich Prechtl, ehemals Initiator der Pflanzung und Brigitte Sturm vom Bund Naturschutz Berchtesgadener Land berichteten über die Entstehung dieser Hecke, über die damals verfügbaren Gehölze und den Einsatz der vielen ehrenamtlichen Helfer bei der Pflanzung vor rund 40 Jahren.

Herbert Rüttinger von der Caritas Berchtesgadener Land veranschaulichte anhand der bereits gepflegten Abschnitte die fachkundige Pflege nach Vorgabe über das KULAP Erneuerungskonzept. Den Pflegeeinsatz leisten hier seit Jahren Menschen aus einem sozialen Beschäftigungsprojekt  unter Leitung von Herbert Rüttinger in Handarbeit, was freilich nicht immer leicht sei, trotzdem aber Spaß mache. So wichtig solche Projekte auch sind, alle Hecken im Landkreis können so freilich nicht gepflegt werden, weitere pflegebedürftige Hecken im Berchtesgadener Land werden von einem ortsansässigen Dienstleistungsunternehmen im Auftrag des LPV gepflegt.

Den fachgerechten Pflegeschnitt zeigte dann Landwirt Mathias Fuchsreiter unter Einsatz einer Motorsäge an einem alten Haselnussstrauch. Fachgerecht „auf-Stock-setzen“ nennt man dieses Vorgehen und heißt, dicht über den Boden, etwa 20 – 40 cm, glatt und etwas schräg abzuschneiden.

Aber bevor eine Hecke überhaupt gepflegt werden kann, muss sie erst einmal gepflanzt werden. Dazu wurde den Teilnehmern zum Abschluss des Tages eine vor zwei Jahren gepflanzte Biosphären-Hecke am Thannberg gezeigt und die Vorgaben zu diesem Projekt erläutert. Melanie Tatzmann berichtete von den damals auferlegten Vorgaben und kurzfristigen Umstrukturierungen während des Corona Lokdowns im Herbst 2020, aus welchem dann die erfreuliche Zusammenarbeit mit dem Maschinenring Laufen hervorging – nun pflanzen auch immer wieder Landwirte in der Region eine Biosphären-Hecke.

Lobende Worte gab es zum Abschluss von Vorsitzendem Toni Kern, er bedankte sich bei allen Teilnehmern und stellte fest: es gab viele interessante Gespräche, Ideen und Beiträge über den Tag verteilt und man sollte gemeinsam an deren Umsetzung herangehen. Sich auszutauschen und Wissen weiterzugeben sei ein Schlüssel des Erfolgs.

Der Landschaftspflegeverband Biosphärenregion Berchtesgadener Land e.V informiert gerne, Ansprechpartnerin: Melanie Tatzmann Tel.: 08654 1299133

Foto – Bildunterschrift:

Die Teilnehmer an der Wildhecke nahe Seethal  © LPV Bildarchiv