Kostenlos und anmeldungsfrei

Mit digitalem Marktplatz für Streuobstprodukte soll der private Obstanbau gefördert und unterstützt werden. Lokale Erzeugnisse konsumieren, damit der Verderb von Obst vermieden wird. Streuobstakteure- und Besitzer vernetzen, damit die Pflege von Streuobstwiesen und der Erhalt unserer Kulturlandschaft unterstützt und zugleich die Biodiversität im Landkreis gefördert wird.

Mit diesen Zielen bietet ab sofort das Landratsamt BGL, der Landschaftspflegeverband Biosphärenregion Berchtesgadener Land e.V. und die Verwaltungsstelle der Biosphärenregion BGL eine digitale Streuobstwiesenbörse an. Auf den jeweiligen Webseiten der Projektpartner kann Jede/r kostenlos und ohne Anmeldung ein Gesuch oder Angebot mit Bezug zu Streuobst schalten.

Vor vielen Jahrzehnten war der Obstanbau im Landkreis Berchtesgadener Land – besonders in den nördlichen Gemeinden und insbesondere am Högl – eine wichtige Einkommensquelle für die Landbevölkerung. Leider sind aus diesen Tagen nur noch sehr wenige Streuobstwiesen, beziehungsweise Hochstamm-Obstbäume übriggeblieben. Sie mussten neuen Siedlungsgebieten oder leichter und lukrativer zu bewirtschaftenden Acker- oder Intensivgrünlandflächen weichen.

Doch seit einiger Zeit gewinnt das Thema Streuobst – nicht zuletzt aus ökologischen und landschaftsästhetischen Gründen – an öffentlichem Interesse. So wurden bei der Biosphären-Obstbaumaktion über die letzten sieben Jahren über 3500 Hochstamm-Obstbäume im Landkreis gepflanzt. Nun gilt es, die neu gepflanzten, wie auch die alten „überlebenden“ Bäume zu pflegen. Mit der Streuobstwiesenbörse wird das von Toni Kern, 1. Vorsitzendem des Landschaftspflegeverbands BGL, oft genanntes Kredo „Schutz durch Nutzen“ umgesetzt.

So können Privatleute oder Ab-Hof-Direktvermarkter auf einfache und direkte Weise mit interessierten Käufern in Kontakt treten und pflegebedürftige Bäume finden zu „Streuobst-Pflegepersonal“. Bieten Sie an, was Sie zu viel haben, suchen Sie, was fehlt! Ohne Anmeldung, ohne Kosten!

Alle Themen rund um Streuobstwiesen werden abgedeckt. Habe ich z.B. ein Grundstück zur Nutzung, für den Verkauf oder zur Pacht, kann ich hierüber Interessierte finden. Oder möchte ich Anderen anbieten, auf meiner Fläche zu ernten, suche vielleicht selbst eine Erntefläche, kann ich das über die Börse bekannt machen. Vielleicht hätte ich auch gerne eine Schafbeweidung auf meiner Wiese.

Unter den Kategorien Obst, Dienstleistung, Gerätschaften und Grundstück, kann man „anbieten“ oder „suchen“. „Suche Pächter für Streuobstwiese“, „Suche landwirtschaftliches Grundstück oder bestehende Streuobstwiese zum Kauf“ – all das kann in der  Börse angesucht werden.

„Es ist ein klarer Trend hin zu mehr Naturverbundenheit wahrzunehmen“ stellt Peter Loreth, Leiter der Verwaltungsstelle Biosphärenregion BGL fest „viele Leute wünschen sich neben ihrem Bürojob einen Ausgleich, wie die Pflege und den Genuss einer Streuobstwiese“. So ein „Stückle“ zu finden ist jedoch sehr schwierig und nur mit Glück und vielen Kontakten möglich. Einfach diese Kontakte herzustellen ist nun mit der Streuobstwiesenbörse möglich.

„Biete Zwetschgen und Äpfel zum Selberpflücken“, „Suche Äpfel und Birnen zum Mosten“

„Ein in deutschen Apfelplantagen produzierter Apfel erfährt in seinem Leben am Baum durchschnittlich 28 Pflanzenschutzbehandlungen, das sind ungefähr vier pro Monat“ zitiert Sepp Stein, Kreisfachberater für Gartenbau und Landschaftspflege aus den Pestizidatlas 2022 „ein Apfel aus heimischen Streuobstanbau erfährt genau null Spritzungen“. Wer würde da den Plantagenapfel dem hiesigen Hochstammapfel vorziehen? Und wie verrückt wäre es, das eigene Obst verfaulen zu lassen, weil man es selbst nicht verwerten kann, während ein über der Hälfte in Deutschland konsumierten Apfelprodukte importiert werden – ein beachtlicher Teil aus chinesischem Apfelkonzentrat.

„Suche Schafe zur Beweidung“, „Biete fachgerechten Obstbaumschnitt/Veredelung“, „Suche Balkenmäher, Kauf oder Leihgabe“

Oft werden Bäume nicht mehr gepflegt, weil die ältere Hofgeneration nicht mehr auf die Leiter steigen kann, andernorts fehlt es an Fachwissen, Gerätschaften oder an Zeit – Über die Streuobstbörse BGL kann schnell und einfach der Kontakt zu geeigneten Fachfrauen/Männern hergestellt werden.

„Wo stehen denn jetzt die Bäume mit dem gelben Band?“

Die letztes Jahr von den Gartenbauvereinen organisierte Aktion das „gelbe Band gegen Obstverderb“ findet auch dieses Jahr wieder statt. Mit dem Anbringen eines gelben Bandes – erhältlich bei Gemeinden und Gartenbauvereinen- gibt der Obstbaumbesitzer die Ernte für Passanten frei. Damit auch Bäume an entlegeneren Gebieten in den Genuss des gelben Bandes kommen, können deren Besitzer auf der Streuobstwiesenbörse die Standorte preisgeben.

„Auch wenn bisher nur Landkreise mit hohen Streuobstvorkommen in Baden Württemberg digitale Streuobstwiesenbörsen anbieten, sehe ich in dieser Plattform eine große Chance die heimische Obstproduktion, die Artenvielfalt und den Erhalt unserer schönen Kulturlandschaft voranzutreiben. Ich freue mich über ein reges Angebot und viele Besucher auf dem digitalen Marktplatz“, kommentiert Landrat Bernhard Kern das Projekt Streuobstwiesenbörse.

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